Mittwoch, 06. März 2024

HDE ermöglicht freiwillige Tariferhöhungen im Einzelhandel trotz fehlendem Abschluss

Blogeintrag | Kommentare (0)

Angesichts der aktuellen Streiks im Verkehrssektor geht öffentlich etwas unter, dass auch im Einzelhandel die Tarifauseinandersetzung nach elf Monaten immer noch nicht zu einem Abschluss gekommen ist. Bilder streikender Einzelhandelsbeschäftigter kommen üblicherweise in den Hauptnachrichtensendungen kaum vor. Damit diejenigen Unternehmen, die es sich wirtschaftlich leisten können, trotz der fehlenden Einigung ihren Mitarbeitern eine angemessene Lohnerhöhung zahlen können, machen der Handelsverband Deutschland (HDE) und seine Landesverbände den Weg für eine Lösung auch ohne Tarifabschluss frei. Die freiwilligen Erhöhungen seien auf einen späteren Tarifabschluss anrechenbar. Ab dem neuen Tarifjahr seien damit Anhebungen der Tarifentgelte bis zur Obergrenze von maximal zehn Prozent möglich, teilt der HDE mit.

„Wir sind nach nunmehr elf Monaten Tarifkonflikt mit mehr als 60 Verhandlungsrunden bundesweit zu der Auffassung gelangt, dass ver.di leider keinerlei Interesse an einem zeitnahen Abschluss im Einzelhandel hat“, erläutert HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke diesen Schritt. Für den Verband sei dieser Zustand eine bittere Erkenntnis, da er sein Angebot mehrmals nachgebessert habe. Damit die Mitarbeiter in den Handelsunternehmen nicht weiter unter der aus Sicht des HDE „eigensinnigen Strategie“ ihrer Gewerkschaft leiden müssten, sollen aufgrund der jetzigen Entscheidung zumindest die tarifgebundenen Unternehmen, „die es sich trotz der weiterhin äußerst schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen leisten können, ihren Mitarbeitern diese gute Nachricht überbringen können“, heißt es weiter.

Aufgrund der teilweise sehr unterschiedlichen Betroffenheit der Unternehmen von der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Einzelhandel, legt der HDE Wert auf die Feststellung, es bestehe keinerlei rechtliche Verpflichtung, diese Verbandsempfehlung umzusetzen. „Wir streben weiter eine baldige Befriedung des Tarifkonflikts an“, legt Haarke die weitere Marschroute fest und fordert, ver.di auf, endlich die Blockadehaltung aufzugeben. Diese Forderung kommt einem irgendwie bekannt vor.

ver.di sieht die Rollen im Tarifstreit wenig überraschend anders verteilt. Seit über zehn Monaten kämpften die Beschäftigten im Handel „mit ungeheurem Mut und mit Ausdauer gegen die Ignoranz der Konzerne an“, heißt es dort. Schaut man sich die Tarifforderung an – eine Lohnsteigerung von mindestens 2,50  Euro die Stunde für die Beschäftigten im Einzelhandel und eine prozentuale Erhöhung der Gehälter im Groß- und Außenhandel von 13 Prozent beziehungsweise 425 Euro – und legt das letzte Angebot der Arbeitgeber daneben, bleibt auch hier einigermaßen rätselhaft, wieso es hier keine Einigung gibt.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

Zurück zum Blog

Kommentar verfassen

Bitte beachten Sie bei Ihren Kommentaren unsere Netiquette