Mittwoch, 03. April 2024

Der endlose Skandal der Kölner Opernsanierung

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Der skandalöse Umgang mit Steuergeldern durch Missmanagement beim Bau ist so alt wie markt intern. Aber die Ausmaße haben sich – selbst um die Inflation bereinigt – massiv erhöht. Den Gipfel dieser Fehlentwicklung hat seit einiger Zeit die Stadt Köln inne, die seit 2012 versucht, ihr Opernhaus zu renovieren. Zuletzt hatten wir am 6. Juli 2022 getitelt: „Sensation in Köln: Renovierung des Opernhauses soll am 22. März 2024 abgeschlossen sein.“ Doch welch‘ Wunder, auch dieser Termin konnte nicht gehalten werden. Ende November letzten Jahres räumte die Stadt ein, die Fertigstellung verzögere sich bis zum 28. Juni 2024.

Köln wäre nicht Köln, wenn nicht auch der hinausgeschobene Termin erneut korrigiert werden müsste. Wie der Kölner Stadtanzeiger (KStA) aktuell unter Berufung auf den monatlichen Bericht des Projektsteuerers für Februar berichtet, sind mit Stand vom 29. Februar 2024 lediglich „107 von 312“ Baustellenbereiche fertiggestellt. Sorgen bereitet derzeit der Trockenbau, weshalb die Elektroanlagen nicht zeitgerecht ausgeführt werden können. Inzwischen müsse die Projektsteuerung sogar täglich Bericht erstatten, vermeldet der KStA.  

Das ist sicher ein Fortschritt, hilft aber zur Termineinhaltung nicht wirklich. Entscheidend werde sein, so der KStA, ob am 30. April „IT und Theatertechnik staubfrei sind“. Bis zum 17. Mai müsse die Sachverständigenprüfung abgeschlossen sein, um den Juni-Termin noch halten zu können. Ein wohl eher aussichtsloses Unterfangen.

Die Überschreitung der ursprünglichen Bauzeit von drei Jahren um inzwischen neun Jahre ist für sich genommen skandalös. Noch dramatischer ist allerdings der damit verbundene Kostenanstieg. Aus den ehemals zugesagten maximal 253 Millionen Euro Gesamtkosten sind inzwischen Baukosten von 703 Millionen Euro, Finanzierungskosten von 371 Millionen Euro und weitere 130 Millionen Euro Kosten für die Ausweichspielstätten geworden. Zusammen ergibt dies die unglaubliche Summe von 1.204 Millionen Euro (unberücksichtigt bleiben dabei die Kosten der juristischen Streitigkeiten mit den unterschiedlichsten am Bau beteiligten Firmen). Dies bedeutet rein rechnerisch, jeder der Ende 2022 gemeldeten 1.092.118 Einwohner der Stadt zahlt 1.102 Euro für die Opernsanierung. Nutzen dürften allenfalls zehn Prozent der Einwohner die in der Oper beheimateten Bühnen der Stadt. Für die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe sah der Haushalt 2023 der Stadt Köln dagegen 1.093 Millionen Euro vor. Der Gesamthaushalt der Stadt Köln beläuft sich aktuell auf rund 5,7 Milliarden Euro.

Falls Sie sich jetzt wie wir fragen, ob für dieses Desaster jemand der Stadt Köln rechtlich zur Verantwortung gezogen wird, müssen wir Sie enttäuschen. Bisher ist das nicht geschehen und – so unsere Prognose – es wird auch nicht geschehen. Die ehemalige Kulturdezernentin der Stadt Köln, der offiziell die Bauüberwachung oblag, rechtfertigte sich einmal damit, sie sei dafür nicht verantwortlich, sie habe vom Bauen keine Ahnung. Das wird sicher zutreffend sein. Warum sie dann allerdings nicht gegen die Übertragung der Bauüberwachung remonstriert hat, wird ihr Geheimnis bleiben. Und Oberbürgermeisterin Henriette Recker könnte bei einer weiteren Verzögerung der Renovierung die Peinlichkeit erspart bleiben, bei der Wiedereröffnung des Opernhauses in ihrer Rede die richtigen Worte für diesen Skandal zu finden. Ihre Amtszeit endet im Herbst 2025.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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