Mittwoch, 31. Januar 2024

Verhalten optimistischer Ausblick des HDE auf den Einzelhandel 2024

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Auch 2024 wird kein einfaches Jahr für den deutschen Einzelhandel, aber nach den Prognosen des Handelsverbands Deutschland (HDE) zumindest ein besseres als 2023. Die ist zusammengefasst das Ergebnis seiner Jahrespressekonferenz. 2023 sei ein Jahr gewesen, das durch eine leichte Rezession, einen schwächelnden privaten Konsum, hohe Inflation, eine Rekorderwerbstätigkeit bei gleichzeitig 120.000 offenen Stellen im Handel sowie einen preisbereinigt deutlichen Umsatzverlust gekennzeichnet sei, fasste HDE-Präsident Dr. Alexander von Preen die Analysen des Verbands zusammen

In nüchternen Zahlen liest sich das Jahr 2023 für den Handel aus Sicht des HDE so: • Ein nominales Umsatzwachstum von 2,9 Prozent (stationär und online), das • inflationsbereinigt einen Umsatzeinbruch von 3,4 Prozent bedeutet. Der • Onlineumsatz ging sowohl nominell (–0,4 Prozent) wie real (–3,9 Prozent zurück). Dies korrespondiere mit einem weiteren Rückgang der Kundenfrequenzen und habe wirtschaftlich eine verschlechterte Gewinnsituation bei 63 Prozent der Unternehmen zur Folge gehabt (lediglich 14 Prozent meldeten eine verbesserte Gewinnsituation).

Die angespannte Lage soll sich nach den Erwartungen des HDE in diesem Jahr jedoch leicht verbessern. Der Verband geht davon aus, die • Erwerbstätigkeit bleibe auf einem Rekordniveau, die • Inflation werde deutlich zurückgehen und der • Konsum moderat wachsen. Zugleich werde die • Unsicherheit bei Unternehmen wie Verbrauchern über die weitere politische wie wirtschaftliche Entwicklung die Stimmung erneut trüben, weshalb auch die • Sparquote weiterhin hoch bleiben werde. Dies betreffe aber nur die eine Hälfte der Bevölkerung, erläuterte von Preen. 50 Prozent der Menschen könnten derzeit gar nichts sparen. Ein deutlicher Hinweis, wie es im Niedriglohnsektor ausschaut. Entsprechend erwarteten nur 21 der Unternehme in diesem Jahr Umsatzsteigerungen.

Einen besonderen Blick gewährte von Preen auf die Onlineaktivitäten der Einzelhändler. Zur Überraschung des Verbands tätigen immer noch 59 Prozent der Mitglieder gar keine Onlineumsätze. 40 Prozent machten weniger als ein Prozent ihrer Umsätze online und 18 Prozent unter drei Prozent. Gerade einmal drei Prozent kämen auf einen Onlineanteil von über 50 Prozent. Der HDE geht davon aus, diese Zahlen resultierten daher, dass die große Masse schlicht keine wirtschaftlich tragfähige Perspektive in Onlineumsätzen sehe. Die dafür notwendigen Kosten, so unsere Prognose, übersteigen einfach die Möglichkeiten insbesondere kleinerer Händler. Erst recht, falls diese keiner Einkaufskooperation angehören und derartige Projekte damit quasi selbst stemmen müssen.

Trotz dieser letztlich doch eher düsteren Szenarien geht der HDE davon aus, der Einzelhandel werde 2024 ein preisbereinigtes Wachstum von rund einem Prozent erzielen (nominal 3,5 Prozent). Dies entspräche dann einem Gesamtumsatz von rund 672 Milliarden Euro. Dabei werde der stationäre Handel erneut etwas stärker zulegen als der Onlineumsatz. Gleichwohl erwartet der HDE für 2024 nach den Rückgängen in 2022 und 2023 wieder einen Anstieg der Onlineumsätze um drei Prozent (real ein Prozent) auf 86,7 Milliarden Euro.

Die Beschäftigungssituation im Einzelhandel ist zwiespältig. Einerseits gibt es wieder mehr Beschäftigte (3.126.520, davon 2.309.840 sozialversicherungspflichtig) als Ende 2019 (3.072.683, davon 2.260.357 sozialversicherungspflichtig), aber die Branche leidet massiv unter dem Arbeitskräftemangel. Es gebe derzeit 120.000 offene Stellen im Handel. Zudem belastet die Unternehmen, dass es trotz 60 Verhandlungsrunden immer noch keinen Tarifvertrag gebe. Verdi tritt zwar weniger apodiktisch als die GDL unter Claus Weselsky auf, in der Sache aber, so darf man die erneute Kritik daran wohl verstehen, ebenso unkooperativ.

Wichtig waren Verbandspräsident von Preen und Hauptgeschäftsführer Stefan Genth ein klares Bekenntnis zu Toleranz und Weltoffenheit, gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus. Eigentlich sei es Aufgabe der Politik, sich darum zu kümmern. Aber die aktuelle Situation verlange klare Bekenntnisse der Wirtschaft. „Es ist gut und es ist an der Zeit“, betonte von Preen, „dass alle anständigen Demokraten sich unterhaken und deutlich machen, auf welcher Seite die Mehrheit steht. Die Zeit des Schweigens muss vorüber sein, jetzt ist Farbe bekennen angesagt.“ Der HDE, ergänzte Genth, sei 1919. von dem jüdischen Kaufmann Heinrich Grünfeld gegründet worden, der später vertrieben worden sei und seine Geschäfte habe aufgeben müssen. Das dürfe sich nie wiederholen.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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